Die Antriebskraft für meine künstlerische Arbeit ist die innere Notwendigkeit, die Erfahrungen meiner Vergangenheit und Gegenwart in eine Symbiose zu bringen. Alles Erahnte und Erschaute ist mir Mysterium. Farbe und Form versetzen mich nicht nur in Euphorie, sondern geben mir die Möglichkeit, Statik und Bewegung in ein Gleichmaß zu bringen. – Und immer geht es mir dabei um die Würde des Menschen und des Menschseins, um Form und Haltung. Robert Hammerstiel
Mit Einzelausstellungen wiederholt vertreten in folgenden Galerien:
Seit 1983 zahlreiche Beteiligungen an: Ausstellungen, Messen, europäischen (Grafik-)Biennalen und Triennalen sowie Symposien im In- und Ausland.
Die Sehnsucht nach Illustration und Meditation. Das Schattenbild als Leerform
Bei manchen Künstlern ist die Erinnerung überschwer. Sie lastet gleichsam wie ein schwerer Albtraum auf der Hand des Verfassers. Gerade bei einem Künstler wie dem Maler und Graphiker Robert Hammerstiel, der in seiner frühen Jugend die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges und das dadurch hervorgerufene Flüchtlingselend selber miterleben musste, wird ein solches Erlebnis zum bestimmenden Faktor in seiner Biographie. Es wird zur Botschaft, die sein Werk begleitet und bestimmt.
Zur Vermittlung dieser Botschaft bedient sich Hammerstiel einer Bildsprache, die an die symbolistischen und expressionistischen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts gemahnt, etwa an die Gemälde von Edvard Munch oder an die Holzschnitte von Emil Nolde. Vor allem das malerische Werk vor 1980 ist geprägt von einer Formensprache, die aus dem Vokabular des Symbolismus schöpft. Weitgehend naturalistische Innenräume, in denen sich zumeist weibliche Figuren in langen Kleidern gehüllt aufhalten, erzeugen eine bühnenhafte Wirkung. Expressiv erscheint die Gedrängtheit der räumlichen Darstellung und die oft beklemmende Raumperspektive, oft auch die Vielzahl der anwesenden Personen. Es sind dies Versuche, Erinnerungsmomente wieder auferstehen zu lassen, in eine Welt von Schatten zu tauchen, welche die heftigen Traumatisierungen im Alter der frühen Kindheit und Jugend in einem schemenhaften Realismus perpetuiert.
Ähnliche vermummte Gestalten, schemenhafte Figuren, die zumeist in Beziehung zueinander gesetzt sind, tauchen auch in den Holzschnitten auf, einem Medium, das Robert Hammerstiel meisterhaft beherrscht. Im druckgraphischen Verfahren erscheinen die Gestalten noch schattenhafter, noch stärker auf ihre Umrisse reduziert. Der Gegensatz von dunkler Binnenfläche und weißem Umfeld entwickelt eine suggestive Eigendynamik. Zudem bedient sich der Künstler gerne der sich auf dem Papier abzeichnenden Maserung des Holzes. Die Binnenform wird so ein Resultat des durch das Material bestimmten Druckverfahrens. Stets unterwirft der Künstler jedoch diese Materialhaftigkeit seiner Absicht, das Beziehungsgeflecht, dem die dargestellten Personen unterworfen sind, noch eindringlicher zu umschreiben.
Im scharfen Kontrast zu den zeitgleich entstehenden, in Schwarz-Weiß gehaltenen Holzschnitten malt Hammerstiel seit nunmehr rund einem Jahrzehnt Gemälde, die in ihrer Farbigkeit ihresgleichen suchen. Monochrome warme Orange- und Rot-Töne kontrastieren mit einem sparsamen, aber kräftigen Blau oder Violett. Dieses betonte Kolorit sowie die Glätte des Bildauftrages rücken diese Werke in die Nähe der zeitgenössischen US-amerikanischen Bilder, die aus der Pop-Art kommen und Tendenzen der plakativen Werbegraphik verarbeiten. Hammerstiel aber bleibt seiner Botschaft treu. Im Zentrum der Mitteilung steht nicht das Dekorative der Farbigkeit, vielmehr stehen im Mittelpunkt Personen in Innenräumen, Personen im Gespräch, in Beziehung zueinander. Die dichte, enge Raumwirkung erinnert an ein Fernsehstudio, der Blick des Künstlers an eine imaginäre Filmkamera. Die Gestalten erscheinen noch schemenhafter, noch radikaler in der Eliminierung ihrer Binnenformen. Das farbige Schattenbild wird gleichsam zur Leerform, die vom Betrachter erst zu Ende gedacht werden muss. Farbe und Form gewinnen somit eine autonome suggestive Kraft, welche das Terrain freigibt zu Reflexion und Meditation.
Nicht zufällig zählen zu Hammerstiels Auftraggebern auch religiöse Institutionen, ein Umstand, der bei zeitgenössischen Künstlern ungewöhnlich erscheint. Hammerstiels Botschaft bewirkt ein Innehalten, wirkt assoziativ, seine Darstellungen eignen sich auch gut für die Begleitung von Texten. Es ist ein Werk, das die Waage hält zwischen formaler Autonomie von Farbe und Form einerseits und der traditionellen Abbildhaftigkeit andererseits. Sie befriedigt die Sehnsucht des Betrachters nach wirklichkeitsnaher Illustration genauso wie nach Offenheit für Interpretation und Meditation.
Gerbert Frodl, ehem. Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien, 2001
In: Robert Hammerstiel. Sein Werk, Bern 2001
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Die angeführten Galerien vertreten das Werk von Robert Hammerstiel bereits seit vielen Jahren. In regelmäßigen Abständen zeigen sie auch nach seinem Tod Ausstellungen zu verschiedenen Schwerpunkten und Thematiken.
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Ausstellungen Robert Hammerstiel
01.bis 04. Galerie Laing, Münster 2018
05 bis 07. Galerie Laing, Münster 2023
08. und 09. Galerie Artecont, Wien 2018
10. Galerie Gerlich, Salzburg 2021